Page 13 - Luzerner Seewoche - KW 23 - 2020
P. 13
DIENSTAG, 2. JUNI 2020 SEITE 13
«Ohne Verpackung ist alles nichts»
Die Anforderungen an eine effiziente Verpackungslösung sind
gross. Eine Herausforderung dabei ist die Nachhaltigkeit. Im
Rahmen der Corona-Krise hat sich die Sicht auf die Verpa-
ckung allerdings etwas differenziert und die klassische Funk-
tion des Schutzes ist wichtiger denn je.
COVID-19 beeinflusst unse- blem der Verpackungsmate-
ren Alltag stark. So kauften rialen – vor allem wenn es um
Herr und Frau Schweizer bei- Nachhaltigkeit geht – entgegen-
spielsweise mehr Lebensmittel wirken. «Jede Verpackung hat
als üblich. Die Regale wurden Vor- und Nachteile. Hier wollen
laufend nachgefüllt, es fehlt wir als Branche noch besser in-
an nichts – das ist nicht zu- formieren», sagt Bitterlin.
letzt durch Verpackungen mög-
lich, die den schnellen und ge- EU setzt hohe Ziele
schützten Transport der Le- Verpackungen kommen heute
bensmittel gewährleisten und sehr smart daher. «Heute ha-
so eine logistische Mammut- ben wir funktionstüchtige Ver-
aufgabe bewältigen helfen. Sie packungen mit ausgeklügel-
schützen die wertvollen Le- ten Barrieresystemen bei mi-
bensmittel und Produkte, teilen nimalem Materialeinsatz.» Da-
sie in unterschiedliche Portio- bei spielen primär der Schutz
nen auf und ermöglichen ent- sowie Transportierbarkeit der
lang der Lieferkette ein einfa- Ware eine Rolle. Allerdings
ches Handling. In den Wochen sind Aspekte wie Marketing
und Monaten vor der Corona- und Convenience in den letz- Bilder: zVg
Krise waren Verpackungen in ten 20 Jahren immer wichtiger Wie können Verpackungen im Kreislauf gehalten werden? Dies ist eine der grundlegenden Herausforderungen der
der Öffentlichkeit allerdings geworden: «Ein grosses Thema Branche, um den Ausbau der Kreislaufwirtschaft in der Schweiz weiter voranzutreiben.
sehr stark in die Kritik geraten in unserer Branche ist zurzeit
und teilweise nur noch als läs- die Kreislaufwirtschaft. Dazu niert, es gibt sie im Multipack, Lektionen. Weitere Weiterbil- wicklungsmöglichkeiten. «Wir
tiger und unnötiger Abfall emp- gehören Recycling, Nachhal- sie sind einfach zu öffnen, las- dungsmöglichkeiten sind ein- arbeiten an neuen Technolo-
funden worden. «Wir denken, tigkeit, Emissionen und Klima- sen sich leicht entsorgen und tägige Einführungsseminare in gien, um noch nachhaltigere
dass gerade die aktuellen Ent- wandel.» Eine grosse Heraus- zeigen dazu noch, wie frisch das Verpackungswesen, mehr- Produkte zu entwickeln», so
wicklungen zeigen, dass Verpa- forderung in diesem Bereich ist der Inhalt ist.» tätige Grundlagenseminare so- Bitterlin. Allerdings sei die Ver-
ckungen für die Versorgung der die «Europäische Strategie für wie thematische Seminare zu packung in der gesamten Wert-
Das SVI bildet Verpackungs- lebensmittelsicheren Verpa- schöpfungskette das kleinste
spezialisten aus ckungen. Ein grosses Thema Übel. Vielmehr liege die Her-
Ein Kernthema des SVI ist die in der Branche ist die Digitali- ausforderung in der Herstel-
Aus- und Weiterbildung. Dazu sierung, die bereits längst ein- lung des Produktes, des Inhal-
Bitterlin: «Wir sind der füh- geführt ist. «Viele digitale Pro- tes sowie im Transport. Aber
rende Partner für die berufs- dazu müssten die Konsumen-
begleitende Aus- und Weiter- ten mit ihrem Anspruch «Al-
bildung in der Verpackungs- «Ein grosses Thema in les in jeder Grösse, jeder Farbe
wirtschaft. Unser Ausbildungs- unserer Branche ist zurzeit und Form überall und jeder-
programm ist stufengerecht, die Kreislaufwirtschaft.» zeit erhalten zu können» in
praxisorientiert und umfas- die Pflicht genommen werden,
send. Unsere Absolventen neh- denn die Verpackungsbranche
men wichtige Schlüsselposi- zess werden auf hohem Niveau produziert nur, was verkauft
tionen ein und sind so ein Er- optimiert. Doch das Poten- werden kann und nicht umge-
folgsfaktor für die Wettbe- zial ist noch lange nicht ausge- kehrt.
werbsfähigkeit der Schweizer schöpft», so Bitterlin. Corinne Remund
Verpackungswirtschaft.» Dieses
Jahr absolvieren 12 Packaging Die Branche, die sich auf poli- Weiter Informationen:
Stephan Bitterlin, Geschäftsführer des Schweizerischen Verpackungsinstitu- Manager HFP ihre Ausbildung. tischer Ebene für schweizweit www.svi-verpackungen.ch
tes SVI: «Wir denken, dass gerade die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass Diese dauert berufsbegleitend gleiche Sammelstellen einsetzt,
Verpackungen für die Versorgung der Bevölkerung unabdingbar sind.» knapp zwei Jahre mit rund 680 hat allerdings noch viele Ent-
Bevölkerung unabdingbar sind: Kunststoff in der Kreislaufwirt- DAS MACHT DER SVI
sie schützen das verpackte schaft», welche hohe Ziele in
Gut, verlängern die Haltbar- Sachen Recycling setzt. Damit Innovationskraft stärken und fördern
keit von Lebensmitteln, garan- verlangt die EU, dass bis zum Das Schweizerische Verpackungsinstitut SVI ist die packstoffneutrale Dachorganisation der
tieren eine einwandfreie Hygi- Jahre 2030 nur noch wieder- schweizerischen Verpackungswirtschaft. Das SVI wurde 1963 gegründet mit dem Ziel, die Mate-
ene und unterstützen den Wa- verwendbare oder rezyklier- rialprüfung, das Versuchswesen, die Forschungsarbeiten sowie den Erfahrungsaustausch in al-
rentransport von A nach B, um bare Kunststoffverpackungen
nur einige Funktionen zu nen- auf den Markt kommen. «Um len Verpackungsfragen zu intensivieren und somit den technischen Fortschritt zu fördern. Das SVI
nen» erklärt Stephan Bitterlin, das zu erreichen, müssen wir repräsentiert den gesamten «life cycle» der Verpackung und fungiert als Partner zwischen Be-
Geschäftsführer des Schweize- uns auf Monomaterialien re- hörden, Medien, Konsumenten und Verpackungswirtschaft. Durch seine packstoffneutrale Aus-
rischen Verpackungsinstitutes spektive Monokunststoffe be- richtung fördert das SVI ganzheitliche Verpackungslösungen. Ziel ist es, die Innovationskraft und
SVI. «Bei Arzneimitteln, medi- schränken. Konkret bedeutet Wettbewerbsfähigkeit der schweizerischen Verpackungswirtschaft zu stärken und nach aussen
zinischen Hilfsmitteln und al- das, dass drei bis vier Funk- zu präsentieren.
len Produkten, die für die me- tionsschichten verschiedener Wettbewerb für innovativste Verpackung
dizinische Versorgung der Be- Kunststoffe wegfallen, die eine Dabei stehen die Mitglieder im Mittelpunkt. Sie erhalten in allen branchenspezifischen Belangen
völkerung essenziell sind, hel- einheitliche Barriere gegen umfassende Informationen und Beratung. Mit Netzwerk-Plattformen wie Messen und Tagungen
fen Verpackungen sogar Leben Sauerstoff, Gase und Aromen werden Begegnungen und Zusammenarbeit unter den Mitgliedern gefördert. Zudem ist der Ver-
retten.» Zudem beobachtet bilden und dazu stichfest, ge- band der führende Partner für die berufsbegleitende Aus- und Weiterbildung in der Verpackungs-
man, dass die Verbraucher an- schmeidig und verschweiss- wirtschaft. Dabei können die Unternehmen ihre Fachkräfte auf verschiedenen Stufen nach ihren
gesichts des Corona-Virus und bar sind», so Bitterlin. Und er Bedürfnissen aus- und weiterbilden. Jährlich vergibt das SVI den Swiss Packaging Award, den
der Angst vor einer Ansteckung ergänzt: «Oder die Industrie Preis für die innovativste Verpackung in der Schweiz. Er ist ein wichtiges Marketing-Tool für die
tendenziell lieber verpackte schafft es, Verbundmaterialien Unternehmen und zudem ein Barometer für Innovationen im Verpackungsbereich. Dabei werden
Produkte kaufen als unver- künftig effizient, einfach und neue Entwicklungen und Trends der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Gewinner sind automatisch für
packte. «Verpackung ist zwar günstig zu trennen. Heute ist den Wettbewerb um die beste Verpackung der Welt, den Worldstar Award der World Packaging
nicht alles, aber ohne Verpa- dies jedoch noch nicht mög- Organisation zugelassen.
ckung ist fast alles nichts.» lich.» Doch was macht eine Der Verband hat rund 130 Mitglieder. Es sind zu 90 Prozent KMU, die vor allem in der verpackungs-
gute Verpackung aus? Dies er- herstellenden und abpackenden Wirtschaft tätig sind. Die Branche generiert jährlich einen Um-
Der Verband will mit einer ein- klärt Bitterlin mit einem einfa- satz von rund 7 Milliarden Franken.
heitlichen und starken Verpa- chen Beispiel aus der Natur – CR
ckungsbranche dem Imagepro- der Banane: «Sie sind portio-