Page 14 - Luzerner Stadtwoche - KW 07 - 2021
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SEITE 14 DIENSTAG, 16. FEBRUAR 2021
Appell der KMU aus dem Lockdown:
«Wir fordern eine Perspektive»
Die Strategie, Lockdowns einzuleiten bis die Epidemie been- sen Existenznöten ablegen. sein. Im Detailhandel könnten
det wird, ist gescheitert. Jeder Tag länger im Lockdown verur- Auch sgv-Vizepräsident André die Unternehmen und Kund-
sacht immense Kosten und Leid. Die Schweizer Wirtschaft und Berdoz weiss von Stimmen «zwi- schaft von 2/2 einer möglichst
die Schweiz als Ganzes brauchen dringend eine Zukunftspers- schen tiefer Ernüchterung und grosszügigen Flexibilisierung der
pektive. Der Schweizerische Gewerbeverband sgv hat zusam- enttäuschten Hoffnungen» zu Ladenöffnungszeiten profitieren.
men mit kantonalen und Branchenverbänden eine solche Per- berichten. Die Schliessung von Auch seien neue Verkaufsformen
spektive erarbeitet. Grundlage ist die Rückkehr zu einer evi- «nicht lebensnotwendigen» Be- denkbar, wie zum Beispiel ein
denzbasierten Politik mit dem Ziel der Wiedereröffnung der reichen haben schwerwiegende «Privat-Shopping». Wer einkau-
Wirtschaft und Gesellschaft unter Einhaltung der Schutzkon- Folgen für die betroffenen Unter- fen wolle vereinbare einen Ter-
zepte ab dem 1. März 2021. nehmen, welche mit dem Ge- min während der erlaubten Öff-
fühl leben müssten, dass ihnen nungszeiten. In den Showrooms
«Die Lage ist düster und wir Vorbild des Auslands unver- ihre wirtschaftliche Existenzbe- des Autohandels sei in der Re-
benötigen dringend eine Pers- hältnismässige Massnahmen rechtigung abgesprochen werde. gel auch nur ein Kunde anwe-
pektive», so ist gemäss sgv-Di- eingeführt. In der ersten Phase der Pande- send. Deshalb sei für ihn klar,
rektor Hans Ulrich Bigler der mie, als es darum ging, sich auf dass auch sie wieder so schnell
Tenor der zahlreichen KMU- Gezielter Schutz und das Ende des Lockdowns vorzu- als möglich öffnen müssen.
Stimmen, welche den sgv in Schutzkonzepte bereiten, welche von Mitte März Die von Schliessungen betroffe-
den letzten Wochen erreicht Fabio Regazzi, Nationalrat und Bild: zVg bis Mitte April im vergangenen nen Betriebe seien auf eine ra-
haben. Das Unverständnis für Präsident des Schweizerischen Lockdowns bis zum Ende der Pande- Jahr geherrscht hatte, seien die sche und möglichst einfache
die Massnahmen wachse. Die Gewerbeverband sgv sagte mie? «Die Lage ist düster und wir be- Unternehmen ausserordentlich Umsetzung des Härtefallregimes
Entscheidungsgrundlage des gegenüber den Medien, dass mit nötigen dringend eine Perspektive», diszipliniert gewesen. Die Stim- angewiesen. Lücken müssten ge-
Bundes stelle nicht auf Fak- der Öffnung ab dem 1. März die sagt sgv-Direktor Hans Ulrich Bigler mung sei jetzt anders. schlossen werden. Teilgeschlos-
ten sondern auf Szenarien Wirtschaft wieder funktionie- kürzlich vor der Presse. sene Betriebe sollen als geschlos-
über die Zukunft ab und richte ren könne. Die grossen Schä- Flankierende Massnahmen sen gelten. Auch ein geschlos-
sich nach dem schlimmstmög- den des Lockdowns könnten so schaft habe Schutzkonzepte, Für KGV-Zürich Präsident Wer- senes Hotel-Restaurant sollte
lichen Szenario. Die Entschei- eigedämmt werden. Mit der Lo- welche Hygiene und Distanz- ner Scherrer ist es 5 vor 12 Uhr gleich lange Spiesse kriegen. Es
dungen seien dabei wider- gik des gezielten Schutzes und massnahmen beinhalten. «Diese und Warten keine Option. Er for- müsse möglich sein, eine Spar-
sprüchlich. Noch im letzten den damit verbundenen Mass- Konzepte werden flächende- dert deshalb per sofort flankie- tenabrechnung zu machen und
Dezember sei der R-Wert stark nahmen – Impfungen, Testungen ckend eingesetzt und haben sich rende Massnahmen, damit KMU dafür eine Entschädigung zu
relativiert worden und nun ba- und Contact Tracing – könne die bewährt, wie die Zahlen des BAG geordnet wiederöffnen kön- kriegen. Am Schluss seines Re-
siere der aktuelle Lockdown Wirtschaftsfreiheit wieder ge- zu den Ansteckungsorten bewei- nen und gleichzeitig das Anste- ferates appelliert er an den Bun-
einzig und allein auf einem R- währleistet werden und der ge- sen», sagte Regazzi. Am Schluss ckungsrisiko minimiert wird. So desrat: «Stoppt diese Misere und
Wert Modell. Trotz stagnieren- sellschaftliche Austausch könne seines Referates zitiert der sgv- solle zum Beispiel für Restau- lasst uns unsere Unternehmen
der oder leicht sinkender Zah- sich wieder schrittweise norma- Präsident KMU-Unternehmer, rants ein Terrassen- und Out- retten.»
len würden offenbar nach dem lisieren. Wichtig sei: Die Wirt- welche Zeugnis von ihren gros- doorbetriebe wieder möglich CR / pd