Page 3 - Luzerner Stadtwoche - KW 46 - 2022

DIENSTAG, 15. NOVEMBER 2022 SEITE 3

FORTSETZUNG

Wie sieht die Ausbildung der REDOG arbeitet eng mit Bund
Hunde von REDOG aus? und Kanton zusammen. Wie
Es gibt vier Sparten und somit sieht diese Zusammenarbeit Mit spitzer Feder …
ganz unterschiedliche Ausbil- aus?
dungswege. Zudem laufen vor REDOG ist international der
allem anfangs die Ausbildungen anerkannte Partner der Direk-
in den Regionalgruppen unter- tion für Entwicklung und Zu-
schiedlich ab. Die Ausbildung sammenarbeit (DEZA) im Be- Der Eiertanz
zum einsatzfähigen Verschütte- reich Search der Rettungskette
tensuchhunde-Team beispiels- Schweiz bei Einsätzen des Bun-
weise dauert drei bis vier Jahre. des im Ausland. Auf nationaler mit der
Begonnen wird häufig bereits im Ebene arbeiten wir mit den Be-
Welpen- oder Junghundealter. reichen Verteidigung und Be- Generation Z
Bis zum 10. Geburtstag gehen völkerungsschutz des Eidge-
Verschüttetensuchhunde inter- nössischen Departements für
national in den Einsatz, bis zum Verteidigung, Bevölkerungs-
12. Geburtstag national. Nicht schutz und Sport VBS, mit der Ich gehöre zur Generation X – turellen Aufschwungspha-
jedes Team kommt zu einem Rega und der Alpinen Rettung Unabhängigkeit, Individua- sen heran und ist auf dem
Ernstfalleinsatz. Bei der Ver- Schweiz zusammen. In der Er- lismus, Sinnsuche sind die Arbeitsmarkt so gefragt wie
schüttetensuche zählt vor al- füllung unserer humanitären Werte, die mich prägen. Prag- keine andere Generation. Ent-
lem die Bereitschaft für Gross- Bild: zVg Aufgabe sind wir ein aktiver matisch, selbstständig, Stre- sprechend rollt die Wirtschaft
einsätze. REDOG-Geschäftsführerin Michèle Partner von Behörden auf al- ben nach höherer Lebensqua- ihr den roten Teppich aus. Die
Tanner: «Unsere Mitglieder möchten len Ebenen. Wir schliessen auf lität und Zeit ist wertvoller als Generation Z ist eine Heraus-
In welchen Sparten werden die sich für die Gemeinschaft engagieren, regionaler Ebene Leistungs- Geld – dies sind die Merkmale forderung für die Arbeitgeber.
Hunde ausgebildet und einge- einsetzen und sie möchten mit ihrem vereinbarungen mit Kantonen meiner Generation. Meine Ge- Sie kosten Zeit und Nerven.
setzt? Hund etwas Sinnvolles tun.» ab und stellen ihnen Search- neration bewegt sich in einer Es ist so eine Sache mit der
Die Tiere werden für die Ver- Teams, Equipenleitungen und anderen Welt als die Gene- Generation Z – ein Eiertanz.
schüttetensuche, die Gelände- interessieren, sollten sich be- Fachleute der technischen Or- ration Z, die immer häufiger Denn mit ein bisschen Aner-
suche, die Leichensuche oder wusst sein, dass hinter dieser an- tung zur Verfügung. Im Fall Schlagzeilen macht. Mit der kennung ist es nicht getan.
das Mantrailing eingesetzt. spruchsvollen Aufgabe ein sehr einer Naturkatastrophe, Explo- Generation Z sind die um die Vielmehr muss der Chef zum
grosser ideeller und zeitlicher sion oder Hauseinsturz geht RE- Jahrtausendwende gebore- Coach avancieren. Der Vor-
Welche Hunde eignen sich für Aufwand steckt. Bis zu 50 Trai- DOG in der Schweiz wie auch nen Jugendlichen und jungen gesetzte zum Personal Ma-
eine solche Ausbildung? nings finden pro Jahr beispiels- im Ausland mit Blaulichtorgani- Erwachsenen gemeint. Die nager. Der Befehlsgeber zum
Hunde verschiedener Rassen weise in der Verschüttetensu- sationen, kantonalen Behörden, Zoomer sind digital sozialisiert Feedbackmeister. Wer auto-
und unterschiedlicher Grösse che statt sowie Einsatzübungen Krisenstäben und Partnerorga- und ständig im Netz unter- ritär auftritt, erreicht die junge
können zum Verschütteten- und Aus- und Weiterbildungen nisationen in den Einsatz. Bei wegs. Sie fordern Sabbaticals Generation nicht. Denn viele
suchhund ausgebildet werden. in den technischen Fächern. nationalen Sucheinsätzen im und hohe Gehälter. Sie verab- Menschen unter 25 sind Kri-
Unabdingbare Anforderungen Deshalb müssen sie bereit sein, Gelände arbeitet REDOG im- scheuen Hierarchien und füh- tik nicht gewohnt, weder von
sind: ihrer Passion zur Rettungshun- mer mit der Polizei zusammen. len sich einer Firma weniger Zuhause noch aus der Schule.
• Arbeitsfreude und unermüd- deführerin oder -führer den verbunden. Sie reagieren auf Deshalb müssen Chefs ihre
licher Arbeitswille grössten Teil der Freizeit zu op- Welche Projekte hat REDOG für Anordnungen allergisch und Mails in Watte verpacken,
• Körperliche Beweglichkeit fern. Die Ausbildung ist eine die nächste Zeit? lehnen Mehrarbeit ab. Sie sind Rückmeldungen mit Feinge-
• Mentale Belastbarkeit ausgesprochene gemeinschaft- Eine stete Herausforderung als anspruchsvoll und wünschen fühl formulieren. Rezensio-
• Sicher und freundlich im liche Angelegenheit: Kein Team Freiwilligenorganisation ist es, wertgeschätzt zu werden. Es nen in Lob einkleiden. Ansa-
Kontakt mit fremden Men- kann die Einsatzfähigkeit errei- genügend Freiwillige für die Tä- kann sein, dass die Genera- gen mit Wohlwollen vortragen.
schen chen, ohne die unentwegte und tigkeit in der Rettung zu finden. tion Z öfter «krankmacht». So Die Generation Z wertet Kritik
• Gutes Sozialverhalten mit tatkräftige Mithilfe der Kollegin- Das Engagement ist sehr zeitin- wird sie auch von der Markt- sonst als Angriff.
Hunden nen und Kollegen während der tensiv, und man ist über meh- forschung umschrieben: Das
Ausbildung. rere Jahre gefordert. Dies kön- eigene Wohlergehen stellt sie Auch ich gerate manchmal auf
Hundeführerinnen und -führer nen oder wollen insbesondere vor den Profit ihres Arbeitge- Kollisionskurs mit der Genera-
müssen eine gute körperliche viele jüngere Menschen nicht bers. Sie wünscht sich, dass tion Z. Dabei stört mich be-
Konstitution haben, einfühlsam mehr. Für uns ist es sicher eine dieser sich um das Wohl- sonders, dass viele Mittzwan-
und mental belastbar sein, gerne grosse Herausforderung, auch ergehen seiner Mitarbeiter ziger wohl vergessen, dass
bei jedem Wetter draussen sein in Zukunft genügend Mitglieder kümmert. Sie will flache Hi- dieses Streben nach mehr Le-
und über ein hohes Verantwor- zu gewinnen, die sich mit oder erarchien, Mitbestimmung ben in der Work-Life-Balance
tungs- und Sicherheitsbewusst- ohne Hund für Menschen in Not und Goodies. Lieber hat sie nur möglich ist, weil viele
sein verfügen. einsetzen. Freude an der täglichen Ar- junge Leute in der Schweiz ei-
Die Schulung wird stufenge- beit, als sich zähnebeissend nen sehr hohen Lebensstan-
recht und zielorientiert gestaltet Interview: Corinne Remund und unglücklich an die Spitze dard geniessen können – den
und die praktische Ausbildung der Karriereleiter zu kämpfen. sie unter anderem notabene
wird durch die kontinuierliche Kurz erklärt Im Vergleich zu den Millennials den Vorgängergenerationen
Vermittlung von theoretischem will die Generation Greta, wie zu verdanken haben. Des-
Wissen ergänzt. Am Einsatztest REDOG: Das sind rund 750 sie auch genannt wird, wieder halb kann ich beispielsweise
sind Personen erst ab 18 Jah- Freiwillige und rund 600 mehr Struktur im Alltag. Weg die Klimajugend nicht wirk-
ren zugelassen. Personen über Hunde, die ausgebildet sind, von der Work-Life-Balance, lich ernst nehmen. Allerdings
65 Jahre können nicht mehr vermisste und verschüttete hin zur Work-Life-Trennung. möchte ich festhalten: Es gibt
mit der Rettungskette in Aus- Menschen zu finden. Denn Nach dem 9-to 5-Arbeitstag auch wunderbare junge Men-
Bild: zVg die Hundenase ist das zu-
landeinsätze geschickt werden. ist Freizeit angesagt – und die schen. Und wenn man ganz
Die Ausbildung in den Regionalgrup- Einsatzfähige Hundeteams sind verlässigste Ortungsmittel, ist der Gen Z heilig. Erzähl- genau hinschaut, bemerkt
pen laufen unterschiedlich ab. jederzeit für Einsätze abkömm- um menschliche Witterung ten Millennials noch stolz von man, dass die jungen Leute
lich. Sie benötigen deshalb vor- unter Trümmern oder in un- Fortbildungen, um ihren beruf- zum Teil ziemlich verunsichert
Die Suchteams können jeder- gängig ein schriftliches Einver- übersichtlichem Gelände lichen Horizont zu erweitern, sind und im Unterbewusst-
zeit eingesetzt werden. Was ständnis ihrer Arbeitgeberin und im Wald zu lokalisieren. so dreht es sich bei den Digital sein realisieren, dass sie in
bedeutet dies bezüglich der oder ihres Arbeitsgebers. REDOG ist ein Verein. Die Natives 2.0 zum Beispiel eher Zukunft noch grosse Heraus-
physischen, psychischen und strategische Führung über- um Urban Gardening oder forderungen zu lösen und zu
zeitlichen Anforderungen von Was bedeutet es konkret, sich nimmt der Zentralvorstand, den Instagram-Channel. Kar- bewältigen haben. Aber etwas
Menschen und Tier? für Menschen in der Not zu en- während sich die nationale riere ist ein wichtiges Thema, mehr Dankbarkeit und Demut
Nach der Einsatzprüfung trai- gagieren? Geschäftsstelle in Deisswil solange sie nicht zu stark das würde auch der Generation Z
nieren die Rettungshundeteams Wir haben mit Mitgliedern bei Bern schwerpunktmäs- Privatleben beeinflusst. Der gut bekommen!
jeder Sparte weiterhin regel- Interviews für eine Freiwilli- sig um die operativen Auf- Wunsch nach Selbstverwirk-
mässig. Alle drei Jahre wird die genkampagne gemacht und die gaben kümmert. REDOG lichung und freier Entfaltung
Einsatzfähigkeit bestätigt. Zu- Antworten könnten nicht facet- hat eine eigene Alarmnum- steht für diese Generation
dem absolvieren die einsatzfähi- tenreicher sein. Eines war ih- mer: 0844 441 144. Auch Pri- ganz oben auf der Liste. Herzlichst,
gen Teams jedes Jahr einen Eig- nen gemein: Sie möchten sich vatpersonen können REDOG Ihre Corinne Remund
nungstest. Jede Hundeführerin für die Gemeinschaft engagie- alarmieren. Die Suche ist für Dies hat alles seine Gründe: Verlagsredaktorin
und jeder Hundeführer, die sich ren, einsetzen und sie möchten sie dank Spenden kostenlos. So wuchs die Generation Z
mit ihrem Hund für die Ausbil- mit ihrem Hund etwas Sinnvol- www.redog.ch in einer der längsten konjunk-
dung zum Rettungshundeteam les tun.